mit Arbeiten von / with works by: Maria Biljan-Bilger, Beate Gatschelhofer, Eveline Lehner, Frank Louis, Michèle Pagel, Robert Schneider
Künstler:innen / Artists - Maria Biljan-Bilger, Beate Gatschelhofer, Eveline Lehner, Frank Louis, Michèle Pagel, Robert Schneider
Kuratiert von / Curated by - Petra Menasse-Eibensteiner
Ausstellungsdauer / exhibition duration - 12 September–19 Oktober 2025, SA + SO 13–17 Uhr / 1:00 p.m. to 5:00 p.m.
Fotos - Rainer Schoditsch,
Ausstellungstext
Die Ausstellung widmet sich der aktuellen Wiederentdeckung der Keramik als Kunstform und ist zugleich die Rückkehr der keramischen Skulptur an einen ihrer wichtigen historischen Orte: das Bildhauerhaus. Die archaische Erscheinung des Hauses, selbst eine große Skulptur, tritt dabei in einen spannungsvollen Dialog mit den Werken der eingeladenen Künstler:innen. Es ist, als wären Keramikskulpturen immer schon Teil dieses Hauses gewesen – verborgen und nun erneut sichtbar.
Maria Biljan-Bilger lebte von 1912 bis 1997. Sie besuchte von 1927 bis 1931 als Schülerin der Keramikklasse die Ortweinschule in Graz. 1970 übernahm sie die Leitung des „Europäischen Bildhauer Symposiums“, in Sankt Margarethen und leitete es bis 1987. Bereits 1978, sie übernahm in diesem Jahr die Meisterklasse an der Angewandten in Wien unter dem Rektorat von Oswald Oberhuber, öffnete sie das Symposium für Maler, Keramiker und Architekten. In den nächsten vier Jahren, bis zu ihrem 70. Lebensjahr verwirklichte sie ihren Traum von einem großen mit Holz befeuerten Brennofen beim Bildhauerhaus. Ihre Arbeiten Afrikanerin und Leuchter, gebrannt in diesen Öfen, kehrten nun temporär an den Ort ihrer Entstehung zurück.
Beate Gatschelhofers in den Kojen des Bildhauerhauses gezeigten Arbeiten entfalten sich ruhig auf einem leicht rosa-farbenen Teppich und treten in den Dialog mit der reduzierten Architektur des Hauses. Im ersten Augenblick hält man inne, scheinen doch riesengroße rosa-weiß-farbige Abbrüche einer zuckersüßen Windbäckerei ins Haus eingedrungen zu sein. Dann aber entfalten die starren Objekte mit ihrer rauen, teils porös wirkenden Oberfläche ihre ganze, eindrucksvolle Kraft. Die Arbeiten korrespondieren auf ganz besondere Weise mit den Betrachter :innen und der reduziert gestalteten Koje im Bildhauerhaus.
Eveline Lehner beschäftigt sich mit organischen Formen, mit dem Auslassen und Ergänzen, immer im Dialog und Austausch mit dem Material Ton. In ihren Arbeiten finden sich starke Verbindungen zu anderen Medien wie der Fotografie. Sie befasst sich in ihren Keramikarbeiten spielerisch und frei mit dem Thema Skulptur. Die im Bildhauerhaus gezeigten fleischfarbenen und schwarzen organischen Formen stehen für die bloße Existenz, das Menschsein an sich, so Lehner.
Frank Louis präsentiert drei Arbeiten – farbenprächtig glasierte Keramiken in bunten Plastikwannen, angerichtet auf dem Tisch, dann über dem Boden schwebende Wolken in den Kojen und präzise angeordnete, farblich abgestimmte Stammzellen auf filziger Unterlage im Keller. Sie alle eröffnen eine verspielte Welt inmitten der rauen Hülle des Hauses.
Michèle Pagel verbindet in ihren Arbeiten Keramik mit anderen Materialien. In den beiden im Bildhauerhaus gezeigten Werken ist es Eisen. Beide Arbeiten sind aus Wienerberger Ziegeln gefertigt. Die Arbeit Keine Macht den Doofen verweist leichthändig auf Parallelen zwischen dem ekstatischen Wertpapierhandel an den Börsen und dem Konsum von Partydrogen. Aus einer Sträflingskugel in Form eines übergroßen Eies aus Ziegelsteinen, ragt das Bein eines Babys hervor. Das Werk spricht von Unterdrückung und Unfreiheit, in die Menschen hineingeboren werden. Die Opfer von Unterdrückung werden immer mehr.
Robert Schneider lebte von 1950 bis 2019. Er war Keramiker, Musiker, Performer, Objektkünstler, Mastermind des Kulturbetriebs Cselley-Mühle und Kulturpreisträger des Landes Burgenland. Sein Werk kreist um den „Riss“ und die „Verschmelzung“ – die er als Symbol des Lebens, seiner Schönheit und seiner Brüche verstand. Die im Bildhauerhaus gezeigte Arbeit Haltbar bis... gleicht einem Material-Tagebuch: In Sackerln verpackte, auf Papierteller konservierte Erinnerungen an vergangene Arbeiten – dokumentiert, archiviert und konserviert.
Die Ausstellung zeigt eindrücklich, wie vielfältig Keramik als Material ist – und wie unverwechselbar die Handschrift jeder Künstlerin, jedes Künstlers mit dieser aufregenden Form der Kunst.
Text: Petra Menasse-Eibensteiner
Einige Werke werden auf eigens für die Ausstellung gefertigten blutorangen Sockeln präsentiert. Das Display ist eine Referenz an die Neumöblierung des Hauses durch Werner und Martin Feiersinger im Jahr 2021.
Mit der von Petra Menasse-Eibensteiner kuratierten Ausstellung möchte der Verein „Akademie an der Grenze“ gemeinsam mit dem Kunstverein Eisenstadt das legendäre Bildhauerhaus wieder in das Bewusstsein der Kunstszene rücken und es einem breiten Publikum zur Besichtigung öffnen.
Petra Menasse-Eibensteiner lebt in Trausdorf an der Wulka und Wien. Sie ist als Kommunikationsexpertin geschäftsführende Gesellschafterin der Agentur menasse&menasse. Nach Absolvierung der Ortweinschule in Graz hat sie nebenberuflich das Diplomstudium Kommunikationswissenschaften und Philosophie an der Universität Salzburg abgeschlossen. Seit seiner Gründung unterstützt sie den Kunstverein Eisenstadt als Kuratoriumsmitglied. Seit dem Jahr 2021 organisiert sie das UMGANG Festival in Eisenstadt, das mit Musik und Tanz zu den verschiedenen Kunst- und Kultureinrichtungen der Landeshauptstadt führt. Als Vorstandsmitglied des Vereins „Akademie an der Grenze“ arbeitet sie daran mit, das Bildhauerhaus in St. Margarethen mit neuem künstlerischen Leben zu erfüllen.
Im August 2025 hatte sie die Produktionsleitung des Festivals „Tage der Transformation 2025“ von Globart im Stift Melk inne.