mit Arbeiten von / with works by: Alexandra Berlinger, Eiko Gröschl, Muntean/Rosenblum, Viktoria Tremmel
Künstler:innen / Artists: Alexandra Berlinger, Eiko Gröschl, Muntean/Rosenblum, Viktoria Tremmel
Kuratiert von / Curated by: Kurt Kladler
Laufzeit / Duration: 18 July – 21 September 2025
Ort / Location: Gärtnerhaus im Schlosspark Eisenstadt
Öffnungszeiten / Opening hours: Samstag / Saturday 11h-17h, Sonntag / Sunday 13h-17h
Fotos: Lorenz Kunath
Ausstellungstext (scroll down for the English Version)
Eine kleine Fläche Waldboden aus dem Nationalpark Thayatal ist nun im Schlosspark Eisenstadt zu finden. Als Intervention von Alexandra Berlinger wurde sie in die Wiese vor dem barocken Gärtnerhaus eingelassen und ist Teil der von Kurt Kladler kurierten Ausstellung Der Nachmittag eines Gärtners. Damit eröffnet sie eine künstlerische Auseinandersetzung mit Fragen, die Gärtnern heutzutage selbst an heiteren Nachmittagen Sorgen bereiten. Bereits die Konzepte von Nationalpark und Schlosspark stellen Gegensätze dar, wenn es um Begriffe wie „Natur“ geht. Sie legen unterschiedliche Handlungsoptionen nahe: Belassen oder Pflegen?
Der Esterhazysche Schlosspark mit seiner Orangerie war einst berühmt für seine Pflanzensammlung, die eine exotische Natur vorführte – eine üppige, wuchernde Welt, wie sie auch in den Malereien von Muntean und Rosenblum zu sehen ist. In ihrem Werk „Paradise is not the Place“ dient diese Natur jedoch lediglich als Staffage, als instagramtauglicher Hintergrund einer Wellness-Inszenierung. Sie ist eine Kulisse, in der man sich Ruhe und Gelassenheit zuspricht.
Viktoria Tremmel misstraut solchen wohlfühlorientierten Praktiken. Sie verweist auf die Schönheit und Vielfalt einer Natur, die wir zerstören und die uns zunehmend verloren geht. In einem übergroßen Totentuch aus Porträts von Pflanzen der Roten Liste – darunter bereits ausgestorbene oder stark bedrohte Arten unserer heimischen Wiesen und Wälder – wird die Trauer über den fortschreitenden Verlust in eine monumentale Schaufläche verwandelt, die das Ausmaß dieses Verlusts eindrücklich vor Augen führt.
Eiko Gröschl veranschaulicht diesen romantischen Impuls beispielhaft in seiner Zeichnung „Gärtnertraum“, in der ein Gärtner in barocker Kleidung verträumt über eine Rosenhecke wacht. Darüber hinaus ist er selbst ein leidenschaftlicher Gärtner, der sich der Kunst des Bonsai verschrieben hat und Pflanzen in ihren Wuchsformen ästhetisch gestaltet.
So verknüpfen die Werke von Berlinger, Muntean, Rosenblum, Tremmel und Gröschl historische Gartenkultur mit aktuellen Fragen nach Naturverständnis, Verlust und ästhetischer Intervention und laden die Besucher:innen ein, ihr eigenes Verhältnis zu Gärten und Natur neu zu entdecken und an diesem Sehnsuchtsort zu verweilen.
Text: Kurt Kladler
Kurt Kladler (*1958 in Eisenstadt, lebt in Wien und St. Georgen) ist Kurator, Kunstvermittler und Kulturforscher mit langjähriger Erfahrung im internationalen Kunstbetrieb. Nach einem Studium der Psychologie und Philosophie in Wien war er in den frühen 1980er Jahren Assistent von Hermann Nitsch und Teil der Regiegruppe des Orgien Mysterien Theaters. Er arbeitete als Assistent von Rosemarie Schwarzwälder in der Galerie Nächst St. Stephan und ko-kuratierte 1993 die Landesausstellung „Der Fremde. Der Gast“ im OK Linz. Ab 1994 leitete er mit Lioba Reddeker die Forschungsgruppe „Der Akku – Wien, Kunst und Forschung – Bonn“, die sich intensiv mit Strukturen im Kunst- und Kulturbereich beschäftigte. Ab 2000 war er Geschäftsführer der Galerie Bob van Orsouw in Zürich, ab 2002 künstlerischer Leiter der Charim Galerie in Wien. Neben zahlreichen Ausstellungen veröffentlichte er Texte über zeitgenössische Kunst und Künstler:innen. Seit 2018 ist er Gründungs- und Kuratoriumsmitglied des Kunstvereins Eisenstadt.
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Exhibition text
A small patch of forest floor from Thayatal National Park now lies in the gardens of Eisenstadt Castle. Placed by Alexandra Berlinger, it lies in the lawn in front of the baroque gardener’s house as part of the exhibition Der Nachmittag eines Gärtners, curated by Kurt Kladler. This intervention prompts an artistic reflection on questions gardeners still ponder on seemingly carefree afternoons. The ideas of national park and castle garden stand in stark contrast when it comes to notions of “nature.” They imply opposing approaches: to leave it be or to cultivate it?
Esterházy’s Schlossgarten, famous for its orangery, was once celebrated for its collection of exotic plants—a lush, flourishing world reminiscent of the scenes in Muntean and Rosenblum’s paintings. Yet in their work “Paradise is not the Place,” this nature becomes mere décor—an Instagram-ready backdrop for a staged wellness experience. It functions as a setting in which one projects calm and serenity.
Viktoria Tremmel is skeptical of such comfort-oriented displays. She draws attention to the beauty and diversity of a natural world we are destroying and gradually losing. In an oversized shroud featuring portraits of Red List plants—some already extinct or critically endangered in our native meadows and woodlands—she transforms mourning over this loss into a monumental spectacle, powerfully conveying the scale of what is disappearing. Eiko Gröschl captures this romantic impulse in his drawing “Gardener’s Dream,” where a gardener in baroque attire gazes dreamily over a rose hedge. A passionate gardener himself, he is dedicated to the art of bonsai, shaping plants to emphasize their growth forms.
By weaving together the works of Berlinger, Muntean, Rosenblum, Tremmel, and Gröschl, the exhibition links historical garden culture with contemporary questions of nature, loss, and aesthetic intervention—inviting visitors to rediscover their own relationship to gardens and the natural world, and to linger in this place of longing.
Text: Kurt Kladler
Kurt Kladler (*1958 in Eisenstadt, lives in Vienna and St. Georgen) is a curator, art mediator and cultural researcher with many years of experience in the international art world. After studying psychology and philosophy in Vienna, he was an assistant to Hermann Nitsch in the early 1980s and part of the Orgien Mysterien Theater directing group. He worked as an assistant to Rosemarie Schwarzwälder at the Galerie Nächst St. Stephan and co-curated the state exhibition "Der Fremde. The Guest" at the OK Linz. From 1994, together with Lioba Reddeker, he headed the research group “Der Akku – Vienna, Art and Research – Bonn”, which dealt intensively with structures in the art and culture sector. From 2000 he was managing director of the Bob van Orsouw Gallery in Zurich, and from 2002 artistic director of the Charim Gallery in Vienna. In addition to numerous exhibitions, he has published texts on contemporary art and artists. He has been a founding member and member of the board of trustees of the Kunstverein Eisenstadt since 2018.