Ausstellungseröffnung Freitag, 12. September 17:00 Uhr I Exhibition opening Friday September 12, 5:00 p.m. Keramik als Skulptur - Wiederentdeckung einer Kunstform im Bildhauerhaus I Maria Biljan-Bilger, Beate Gatschelhofer, Eveline Lehner, Frank Louis, Michèle Pagel, Robert Schneider. Kuratiert von Petra Menasse-Eibensteiner
Wir laden herzlich zur ersten Ausstellung des Kunstvereins Eisenstadt im Bildhauerhaus von Sankt Margarethen ein. In dieser Ikone der archaischen Moderne am Kogelberg eröffnet am Freitag, dem 12. September 2025 um 17:00 Uhr die Ausstellung Keramik als Skulptur – Wiederentdeckung einer Kunstform im Bildhauerhaus, kuratiert von Petra Menasse-Eibensteiner.
Die Ausstellung spannt einen historischen Bogen von Maria Biljan-Bilger, die in den1980er-Jahren im Bildhauerhaus große Keramiken brannte, und Robert Schneider, ehemals Mastermind der benachbarten Cselley-Mühle, bis hin zu den Positionen von Beate Gatschelhofer, Eveline Lehner, Frank Louis und Michèle Pagel, die die Techniken der Keramik für die zeitgenössische Kunst gleichsam „wiederentdeckt“ haben.
Das Bildhauerhaus steht tief geduckt hinter Bäumen und Büschen am Kogelberg. Es scheint sich verbergen zu wollen und ist doch in seiner archaischen Anmutung eine einmalige, eine hervorragende Skulptur für sich. Es wurde 1965–1967 nach Plänen von Architekt Johann Gsteu als Unterkunft für die Teilnehmer:innen der internationalen Bildhauersymposien errichtet. Sein Dach aus vorfabrizierten Betonrippen ruht auf den Natursteinmauern der ehemaligen Kantine der Steinbrucharbeiter. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude gilt als Ikone der „Archaischen Moderne“ und bildet mit zwei benachbarten, von Karl Schwanzer und Roland Rainer entworfenen Gebäuden ein Ensemble österreichischer Architektur der Nachkriegsmoderne von höchstem Rang.
In den 1980er Jahren fanden hier Keramik-Symposien unter der Leitung von Maria Biljan-Bilger statt – ein großer, teilweise zerstörter Keramikofen erinnert noch heute daran.
Maria Biljan-Bilger (*1912 in Radstadt, aufgewachsen in Graz, +1997) war eine österreichische Bildhauerin, die sowohl mit Stein, Terrakotta und Keramik als auch mit Mosaik und Textil arbeitete. Von 1927 bis 1931 besuchte sie die Ortweinschule in Graz. Ab 1970 hatte sie die Leitung des veranstaltenden Vereins des Bildhauersymposiums St. Margarethen im Burgenland inne. Nach dem Ende der Steinbildhauer-Symposien öffnete sie 1976 den Verein auch für andere Sparten. 1978 wurde sie zur Professorin für Keramik an die Universität für Angewandte Kunst berufen.
Zusammen mit Martin Rauch errichtete Biljan-Bilger 1979 neben dem Bildhauerhaus einen großen Keramikofen mit zwei Brennkammern. Die Befeuerung erfolgte durch Holz. Das Dach wurde von Architekturstudent:innen der TU München gebaut und mit vor Ort gebrannten Rundziegeln gedeckt. , Keramiker:innen gestalteten die Stützen.
Beate Gatschelhofer studiert „Bildhauerei und transmedialer Raum“, sowie in der Klasse „Plastische Konzeption / Keramik“ an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Ihre im Bildhauerhaus gezeigten Arbeiten nehmen den Platz in den Kojen des Bildhauerhauses völlig ein. Ruhig liegen sie auf einem rosa Teppich. Im ersten Moment hält man inne, es scheinen hier riesengroße rosa-weiß-farbige Abbrüche einer zuckersüßen Windbäckerei ins Haus eingedrungen zu sein. Erst bei näherer Betrachtung erkennt man, dass es sich um starre Objekte mit rauer, poröser Oberfläche handelt. Sie stehen mit sich selbst, dem Betrachter und der reduziert gestalteten Koje im Bildhauerhaus im Dialog.
Eveline Lehner beschäftigt sich mit organischen Formen, mit dem Auslassen und Ergänzen, immer im Dialog und Austausch mit dem Material Ton. In ihren Arbeiten finden sich auch starke Verbindungen zu anderen Medien wie der Fotografie. Das Handwerk Keramik mit all seinen Regeln war ihr „Rückgrat“, wie sie betont. Dadurch konnte sie sich spielerisch und frei mit dem Thema Skulptur befassen. Dieser Prozess des sich an die Keramik-Heranwagens dauerte 16 Jahre. Erst dann stellte sie ihre Arbeiten zum ersten Mal aus.
Die im Bildhauerhaus gezeigten fleischfarbenen und schwarzen organischen Formen stehen für die bloße Existenz, das Menschsein an sich.
Frank Louis, deutscher Bildhauer und Keramikkünstler leitet seit 2006 den Studiengang „Plastische Konzeption / Keramik“ an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz, den in Österreich einzigen Studiengang, der sich der experimentellen künstlerischen Keramik widmet. Organische Formen in bunten Plastikwannen sind angerichtet. Wolken schweben über dem Boden der Kojen. Eine neue Welt nimmt Platz in der alten rauen Form des Bildhauerhauses.
Michèle Pagel, geboren in Werdau (ehem. DDR) studierte freie Kunst in Leipzig und Bildhauerei in Mailand und Wien und diplomierte 2012 bei Julian Göthe an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zwischen 2009 und 2014 unterrichtete sie bildhauerische Keramik im Studiengang Plastische Konzeptionen/Keramik, und 2023/2024 als Gastkünstlerin in der Klasse Bildhauerei /Transmedialer Raum an der Kunstuniversität Linz. Seit WS2025/2026 unterrichtet Pagel außerdem als Lektorin in der Klasse Skulptur und Raum an der Akademie für Angewandte Kunst Wien. Ihre im Bildhauerhaus ausgestellte Arbeit "Keine Macht Den Doofen" verweist leichthändig auf Parallelen zwischen dem ekstatischen Wertpapierhandel an den Börsen und dem Konsum von Partydrogen.
Robert Schneider (*1950 in Schützen am Gebirge, +2019) war Keramiker, Musiker, Performer, Objektkünstler und Kulturpreisträger des Landes Burgenland. Viele seiner keramischen Arbeiten umkreisen das Thema „Risse“. Er hat sie mit Ton und der Verschmelzung der Glasur gestaltet. Diese Eingriffe haben ihn sein Leben lang begleitet. Er sah im Riss nicht nur die sichtbare Spur eines Bruchs, sondern auch eine metaphorische Verbindung zu den Grundprinzipien der Existenz. In der im Bildhauerhaus gezeigten Arbeit, einem Material-Tagebuch sind neun Überbleibsel ausgestellt. Sie sind Erinnerungen an Arbeiten, die er dokumentierte, archivierte und auf Papiertellern eingehüllt in Sackerln konservierte.
Das blutorangerote Display, das die Werke der Ausstellung trägt, ist eine Referenz an die Neumöblierung des Bildhauerhauses durch Werner und Martin Feiersinger (2021).
PROGRAMM
17:00 Uhr: Eröffnung mit Wasser, Wein, Brot, Käse & Oliven. Biertischgarnituren laden zum Verweilen an dem unbeschreiblich schönen Ort am Kogelberg ein.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Petra Menasse-Eibensteiner und der Kunstverein Eisenstadt
Shuttle zur Eröffnung – Freitag, 12.09.
Wien → Bildhauerhaus → Wien
Abfahrt Wien (Karlsplatz) 16:00
Rückfahrt 21:00
Kostenbeteiligung für den Shuttle von EUR 10,00 (hin- und retour). Der Betrag ist beim Einstieg in Wien in bar zu bezahlen. Ausgenommen Kinder und Jugendliche.
Link zur Shuttle-Reservierung
ENGLISH VERSION
We cordially invite you to the inaugural exhibition of the Kunstverein Eisenstadt at the Bildhauerhaus in Sankt Margarethen. The exhibition Keramik als Skulptur – Wiederentdeckung einer Kunstform im Bildhauerhaus, curated by Petra Menasse-Eibensteiner, will open in this icon of archaic modernism on Kogelberg on Friday, September 12, 2025 at 5:00 PM.
Spanning a historical arc, the exhibition features works by Maria Biljan-Bilger, who fired large ceramics in the Bildhauerhaus in the 1980s; Robert Schneider, the former visionary of the neighboring Cselley Mill; and Beate Gatschelhofer, Eveline Lehner, Frank Louis, and Michèle Pagel, who have “rediscovered” ceramic techniques in contemporary art.
The Bildhauerhaus is nestled amongst trees and bushes on the Kogelberg hill. It seems to want to hide itself, yet with its archaic appearance, it is a unique and outstanding sculpture in its own right. Built between 1965 and 1967 according to plans by architect Johann Gsteu, it was originally intended to house participants in international sculpture symposia. Its roof, made of prefabricated concrete ribs, rests on the natural stone walls of the former quarry workers' canteen. The building is a listed monument and is considered an icon of 'archaic modernism'. Together with two neighbouring buildings designed by Karl Schwanzer and Roland Rainer, it forms an ensemble of the highest order of Austrian post-war modernist architecture.
In the 1980s, ceramics symposia were held here under the direction of Maria Biljan-Bilger—a large, partially destroyed ceramic kiln still stands as a reminder of this today.
Maria Biljan-Bilger (born in 1912 in Radstadt, raised in Graz, +1997) was an Austrian sculptor who worked with stone, terracotta, and ceramics as well as mosaics and textiles. From 1927 to 1931, she attended the Ortweinschule in Graz. From 1970, she was the director of the association that organized the St. Margarethen Sculpture Symposium in Burgenland. After the stone sculpture symposiums ended, she expanded the association to include other disciplines in 1976. In 1978, she was appointed professor of ceramics at the University of Applied Arts.
Together with Martin Rauch, Biljan-Bilger built a large ceramic kiln with two firing chambers next to the sculptor's house in 1979. It was fired with wood. The roof was built by architecture students from the Technical University of Munich and covered with round tiles fired on site. Ceramists designed the supports.
Beate Gatschelhofer studies “Sculpture and Transmedial Space” as well as “Plastic Design/Ceramics” at the University of Art and Industrial Design in Linz. Her works on display at the Bildhauerhaus fill the space in the booths of the Bildhauerhaus completely. They lie quietly on a pink carpet. At first glance, one pauses, as it seems that huge pink and white fragments of a sugary bakery have invaded the house. Only upon closer inspection does one realize that these are rigid objects with rough, porous surfaces. They engage in dialogue with themselves, the viewer, and the minimalist cubicles in the Sculpture House.
Eveline Lehner deals with organic forms, with omission and addition, always in dialogue and exchange with the material clay. Her works also reveal strong connections to other media such as photography. The craft of ceramics with all its rules was her “backbone,” as she emphasizes. This allowed her to engage with the subject of sculpture in a playful and free manner. This process of approaching ceramics took 16 years. Only then did she exhibit her work for the first time.
The flesh-colored and black organic forms on display in the Sculptor's House represent mere existence, humanity itself.
Frank Louis, German sculptor and ceramic artist, has been head of the “Plastic Design / Ceramics” course at the University of Art and Industrial Design in Linz since 2006, the only course in Austria dedicated to experimental artistic ceramics. Organic forms are arranged in colorful plastic tubs. Clouds float above the floor of the cubicles. A new world takes shape in the old, rough form of the sculptor's house.
Michèle Pagel, born in Werdau (former GDR), studied fine art in Leipzig and sculpture in Milan and Vienna, graduating in 2012 under Julian Göthe at the Academy of Fine Arts Vienna. Between 2009 and 2014, she taught sculptural ceramics in the Plastic Concepts/Ceramics program, and in 2023/2024 she was a guest artist in the Sculpture/Transmedial Space class at the University of Art and Design Linz. Since WS2025/2026, Pagel has also been teaching as a lecturer in the Sculpture and Space class at the Academy of Applied Arts in Vienna. Her work “Keine Macht Den Doofen” (No Power to the Stupid), exhibited at the Bildhauerhaus, lightly alludes to parallels between ecstatic securities trading on the stock exchanges and the consumption of party drugs.
Robert Schneider (born in 1950 in Schützen am Gebirge, died in 2019) was a ceramist, musician, performer, object artist, and winner of the Burgenland Culture Prize. Many of his ceramic works revolve around the theme of “cracks.” He created them with clay and the fusion of glaze. These interventions accompanied him throughout his life. In the crack, he saw the visible trace of a break and a metaphorical connection to the basic principles of existence. Nine remnants are exhibited in the work shown in the Sculptor's House, a Material Diary. They are memories of works that he documented, archived, and preserved in paper bags wrapped in paper plates.
The blood-orange display that carries the works in the exhibition is, in turn, a reference to the refurnishing of the Bildhauerhaus by Werner and Martin Feiersinger (2021).
5:00 p.m.: Opening with water, wine, bread, cheese & olives. Beer tables invite you to linger in this indescribably beautiful location on Kogelberg.
We look forward to seeing you there!
Petra Menasse-Eibensteiner and the Eisenstadt Art Association
Shuttle to the opening – Friday, September 12
Vienna → Bildhauerhaus → Vienna
Departure from Vienna (Karlsplatz) at 4:00 p.m.
Return at 9:00 p.m.
The shuttle costs EUR 10.00 (round trip). The amount must be paid in cash when boarding in Vienna. Children and teenagers are exempt.
https://www.facebook.com/KunstvereinEisenstadt