Kunstverein Eisenstadt

Kunstverein Eisenstadt

13.9.2020
Ausstellung 

Ausstellung: A Hairy Line

Ausstellungsdauer: 13. September – 6. Dezember 2020 Öffnungszeiten: Samstag 11.00 bis 17.00 Uhr, Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr und nach Verabredung

Was wäre, wenn alle Organismen, einschließlich des Menschen,miteinander verwoben wären? Was wäre, wenn es eine Verbindung gäbe, die es unserlaubte, füreinander zu sorgen, die es uns erlaubte, dieÖkosysteme des Planeten zu retten und ein Weiterbestehen der Arten zuermöglichen? Katrin Plavčak und Kata Tranker nehmen dieseFragen als künstlerischen Ausgangspunkt und entwerfen in farb- und form-imaginativenSzenarien ungewöhnliche Symbiosen. Es ist gleichsam die Dämmerungeiner „sich-verwandt-machenden Welt“, ein im Sinne der PhilosophinDonna Haraway Agieren und Reagieren aufeinander entlang einer phantasiereichenVerbindungslinie.  

Dabei entwickeln die Künstlerinnen eine „Praxis des Lernens“, diees ihnen ermöglicht, einander quer durch Genres, Medien und Materialien zuspiegeln. Gemeinsam entsteht ein mythologisch inspiriertes, archaisches Tier-und Pflanzenuniversum, dessen kombinatorische Möglichkeiten ans Unendlichegrenzen. Gemalte Geschöpfe positionieren sich dabei vor kitschigen Sonnenaufgängen.Mit einem Körbchen voller Eier in der Pfote lugt eine Ratte zu siamesischendreiäugigen Hühnerzwillingen hinauf. Rechts davor, ebenfalls in Grau gemalt,kauern vor einem Baum, eng beieinander zwei Affen. Eine andere Leinwand ziertein einziges monsterhaftes Auge, das zu weinen scheint. Humpty Dumpty ist vonder Mauer geklettert und erscheint tänzelnd in der Konditorei Aida. Einherzförmiges Wesen wurzelt tief unter der Erde. Um dieses phantastische Bestiariumzu erweitern, tauchen antike Mischwesen als erstarrte graue Götzenfiguren auf mit lila Seide überzogenen Podesten auf. Ein zarter humanoider Affe reitet auf einem hundeähnlichenMacaca mulatta (Rhesusaffe), während der Pappmaché-Wölfin mit dem menschlichenGesicht die säugenden Kinder abhandengekommen sind. Seltsam wächst zudem ausKöpfen mit Ohren und Augen wildwucherndes Gestrüpp. Die aus Wasser, Papier und Kleisterhergestellten Skulpturen sind eine Kombination von Elementen, die realenGeschöpfen entnommen sind. Die fast unmerkliche Überschreitung des Realen, dieObsession der Verdopplung, die Wandlung in imaginäre Wesen, die von denKünstlerinnen gezeigt werden, spiegeln die innere Welt menschlicher Phantasien,Träume und Ängste. Sie sind höchst originell erdacht und stellen ein Pasticheaus Quellen, Stilen, literarischen Genres, Kulturen, mythologischen Geschichtendar. Es macht Spaß, sie anzuschauen, aber sie sind gleichzeitig erschreckendbefremdlich.

Im künstlerischen Universum tummeln sich von je her menschliche,tierische und anders-als-menschliche Wesen. Sie stellen sich dem Versuch, artenübergreifend,jenseits geschlechtlicher Zugehörigkeit, in wilden Formen, Farben undKombinationen zu wachsen. Diese Kreaturen verschwinden, wenn sich niemand umsie kümmert. Tatsächliche Lebewesen – von dem kleinsten „reitendenUrzwerg“-Bakterium bis hin zum langweilig anmutenden Hallimasch, dessenunterirdisches Wurzelgeflecht, sich über viele Hektar erstreckt, sterben aus,während die Menschen damit beschäftigt sind, monströse Wachstumskurven zu vollziehenund die industrielle Umweltverschmutzung voranzutreiben. Ein fortwährendesÜberleben erfordert jedoch ein Lernen von den uns umgebenden Wesen und Welten,und wie Symbiosen gestaltet werden können.

Entlang einer haarigen Linie verflechten die Künstlerinnen humaneund animalische Körper mit unterschiedlichen Zeitlichkeiten. Wir müssen reden, Let’stalk, steht da auf einer rosaroten Fahne in Comic-hafterSprechblasen-Manier. Die Dinge geraten endlich utopisch.

Text: Barbara Horvath

katrinplavcak.net / katatranker.com

 

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